Im Zeitalter des Chaos

Mit der zweiten Ära der Kollisionen begann im Frühjahr 450 IH offiziell das Zeitalter des Chaos. Beinahe gleichzeitig kamen die Myr von Issul (anschließend bezeichnet als Dark Myr) nähe den Ogern von Broken Maw auf dem Kontinent Reignfall und die Archai von Roa im Süden, im Königreich Whitethaw und als nähester bei den Zwergen und Khadessa an. Beide Rassen erhoben Anspruch vor den anderen angekommen zu sein, was der Beginn der eigenartigen und entfernten Rivalität zwischen Dark Myr und Archai wurde, obwohl das niemals sicher bestimmt wurde (und auch nicht mehr bestimmen lässt). Im darauffolgenden strengen Winter von 459 wurden die Menschen von Vas Demith an die Roan Mountains in Kingsreach gepflanzt, barmherzigerweise nahe den Elfen von Faerthale. Das zusammen waren die ursprünglichen Sacred Six, obwohl dieser Titel erst noch entstehen sollte.


Im verhängnisvollen Jahr 470 kam das Zeitalter des Chaos an die Oberfläche. Einfach gesagt das Jahr des Ausbruchs, die Niederkunft der schwangeren Trägheit des kommenden Götterkriegs geschah als die Revenant aus dem Sathe ausbrachen und die in Olem’s Hill stationierten Ginto überwältigten. Sie nannten es Baaka’rrn, oder Schwarze Flamme. Neben der schieren Größe ihrer Anzahl – eine Eigenschaft welche die rücksichtslose und unermüdliche Art der Kriegsführung definieren sollte – offenbarte der despotische Lord eine schlaue und hinterlistige Art. Die Pantheons der fremden Nationen hatten böse Angehörige deren Hunger nach Ungerechtigkeit schmachtete wegen der Celestial Boundary. Profitierend von seinem Abstieg spielte der Ravaging Lord eine einzigartige Karte aus bei den nahezu untätigen Unsterblichen, sie wurden verführt zur High Mortal Form im Tausch gegen Herrschaft, Verfall und Rache. Diese Werbung verführte einige gefallene Götter auf seine Seite, vor allem Ossari “He Who Rages” von den Menschen und die “Dead Heiress” Haethus-Krevgejl von den Archai.


Mit diesen zwar sterblichen aber immens mächtigen Kriegsherren in seiner neu geformten und gewaltigen Armee wendete der Ravaging Lord sein Augenmerk auf das ganze Terminus. In den nachfolgenden Jahren fielen Kinosai (471) und Lost Sidryth (472) seinem Sturm zum Opfer, während sich Kräfte wie Sidryth Vespers (472) und die Erdmagier von den Madjen Kii (473) mit dem aufstrebenden Kriegsherrn verbündeten. Aber ein seltsamer Treibstoff brannte im Herrscher der Revenant und sobald seine Macht groß genug war, teilte er seine Armee in drei Teile auf, jeweils eine Armee für jeden Kontinent der Sacred Six. Ossari führte den Angriff auf Kingsreach, Haethus-Krevgejl würde aus dem Schnee heraus Whitethaw angreifen und der Ravaging Lord selbst würde gegen Reignfall losschlagen (obwohl das noch nicht der damalige Name war).


Doch weder die Remnant noch die Sechs waren untätig während dieser Zeit. Tatsächlich glückte ersteren ein geschickter Feldzug durch Sabotage und Ablenkungsangriffe gegen seine früheren, niederträchtigen Geschwister, am erfolgreichsten im kritischen Jahre 475. Das war in zweierlei Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Einmal den offensichtlichen Nutzen um die Revenant aufzuhalten und den ansonsten gefräßigen Vormarsch zu demoralisieren. Anderseits legte diese Taktik einen Schleier über eine heikle, sich formende Vereinigung auf Drängen der Remnant mit den Sechs. Bei der Zusammenkunft von Vesu, einer nebelverhangenen Insel in der Mitte von zwei sich treffenden Ozeanen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt beinahe für Monate verschwindet, wurde die ganze Bandbreite der Konsequenzen durch die Bedrohung von den Revenant für die Anführer der teilnehmenden Rassen offengelegt. Die Entscheidung für das Sanctum Edikt wurde auf diesem historisch wichtigen Konzil getroffen. Für die Ginto trugen diese vielen Jahre die Überzeugung dass Ittero’s Macht und Vision so groß war um die Welt tatsächlich in diese Dunkelheit zu stürzen, die er prophezeit hatte. Doch vor ihrem Opfer durchschaute die langmütige Weissagung von Ginavi sogar noch tiefer seinen wütenden Blick und erkannte einen Augenblick auf dem Höhepunkt der Verzweiflung wenn die Flut der Schlacht „sich unter den Sonnen von Terminus brechen würde„. Diese rätselhafte Mitteilung war zunächst einmal nicht genug um die Sechs an einem Strang ziehen zu lassen, aber nach Tagen von hitzig geführten Beratungen rammte jeder Teilnehmer das Wappen seines Volkes in den karmesinroten Sand von Vesu, Lehenstreue schwörend wider den Revenant bis „die Gezeiten verstummen oder die Sonnen helfen.„


Daher begann jede Gruppe direkt mit den Vorbereitungen: Das Burning Sanctum würde im Petrified Forest von Ka’Kelhar erbaut werden; Das Silent Sanctum schmiegte sich hinter einen natürlichen Engpass des Mountain Roans; Das Frozen Sanctum vergraben in den Sturmwehen von Tenebrous Tundra. Jeder megalitische Koloss war entworfen mit dem Ziel Rassen so lange wie nötig zu beherbergen nachdem sie den Armeen von Revenant und High Mortals so viel Schaden zugefügt hätten wie möglich. Oder kurz: Särge um die Nacht zu überdauern.


concept_warwizard_sm.jpgSomit entwickelte sich in 481 der Götterkrieg — oder „Krieg der Götter“ — zu einem ausgewachsenen Krieg auf Terminus. Nach Jahren von kleineren Konflikten die zahllose Nationen, Städte und Völker gefällt hatte, einige gewaltsam eingegliedert durch die Revenant, andere ausgelöscht, die direkten Angriffe auf die drei Kontinente der Sechs artete offiziell im absoluten Krieg aus. Die Verteidigung von jedem war langatmig, zermürbend und als vergeblich anerkannt. Es gab, abgesehen von Khazas, nichts Vergleichbares auf dem Schlachtfeld für die High Mortals und für die Massen von Revenant und deren Verbündeter. Klar ist dass es Haethus-Krevgejl am schlimmsten erging und sie hatte Schwierigkeiten die Tenebrous Tundra zu überwinden. (Auf Vesu wurde Khazas gefragt welche natürliche Verteidigung das Frozen Sanctum haben würde. Worauf er bekanntermaßen antwortete „Tenebrous und nur Tenebrous alleine.“) Die Archai und Zwerge starteten einen choreografierten Feldzug mit schlau aufeinanderfolgenden Ausfällen und Rückzügen um der Dead Heiress ein offenes Feld für ihre numerische Überlegenheit zu verweigern. Die Effektivität war groß. Die wütende Haethus-Krevgejl erhielt schlussendlich eine Gelegenheit als bekannt wurde dass das Frozen Sanktum inmitten des blendenden Schneesturms gesichtet wurde. Anhand dieser Neuigkeiten beauftragte sie die Madjen Kii Säulen aus höllischen, schwarzen, konstant brennenden Flammen zu errichten, die langsam von jeder Seite in die Zuflucht im Tenebrous eindringen sollten. Das zwang die Zwerge und Archai sich einer konventionellen Schlacht zu stellen, die sie zutiefst bevorzugten aber nicht durchführen konnten wegen dem Ausmaß ihres Schattenkrieges. Schlußendlich fanden alle Aufnahme im Sanctum.


Kingsreach ging es nicht so gut. Die Insel hatte nur die Roans als natürliche Verteidigung und während beide, Menschen und Elfen, ihre Festung herum, bzw. auf ihm erbauten, gab es wenig Möglichkeiten Ossari’s enorme Kräfte auf dem Schlachtfeld zu treffen. (Unterstützung kam dabei von den Mos Cag Kriegern und den Elvonnen Giants sowie von den rätselhaften Assassinen von Red Raven). Aber trotz ihrer Tapferkeit wurde das wunderschöne Havensong zum letzten Schutzwall der Verteidigung vor dem versteckten Sanctum in den Roans. Im vielleicht traurigsten Abschnitt des ganzen Kriegs fiel Havensong zusammen mit dem Menschenkönig Amensol und der Verräter Ossari forderte die Tilgung der ganzen Stadt und das Wegraffen aus der Ebene. Seine Armee zurückhaltend von einer Verfolgung in den Roans stellte Ossari persönlich sicher dass alle Baumstämme, Steine und Scharniere entfernt wurden von der versengten Landschaft und die meilenweit entfernten Klippen in das Meer hinabgeworfen wurden. Das dauerte drei Tage und erst nach dem Ende wurde der Marsch auf das Sanctum fortgesetzt.


Reignfall war der Schauplatz der brutalsten Kämpfe. Zuerst gab es so etwas wie eine Rückkehr des Sieges zu den tapferen Ogern. Die legendäre Armee von Broken Maw attackierte die Revenant in ihren eigenen Feldlagern als diese sich an den Flußufern der eisigen Nordlanden aufstellten. Nach diesem Hinterhalt warteten die Dark Myr geduldig unterhalb der eisigen Oberfläche auf die Armada der Transporte der Revenant und griffen diese mit mörderischer Freude an, den stillen Konvoi niederbringend, abbrennend und erkletternd als er durch die Nacht fuhr. Ihr Eifer war so leidenschaftlich das die an der Küste versammelten Oger (auf vorbeifahrende Schiffe wartend) voller Erstaunen zusahen bis ihre Verbündeten den Kampf beendeten. Nicht ein Schiff überlebte. Es fühlte sich nach einem einfachen Sieg an welcher vielleicht unter normalen Umständen den beiden Parteien einen großartigen Triumph garantiert hätte (welchen sie vermutlich nicht erwähnt hätten bei den verbleibenden Vier). Nun war es aber die Armee des Ravaging Lords und er legte die Bedingungen fest. Er ließ uralte Monster aus der Tiefe los gegen die Dark Myr und ihr einmaliger Vorteil war verwirkt. Den Ogern zufolge verlockte er die Jagdhunde der Wos Che zum Angriff auf die Broken Maw von Norden während die Streitmacht der Revenant nach Süden marschierte in die Wüste von Khaga (die Wos Che bestreiten diese Erzählung vehement was auch der Auslöser war für den siebten und zwölften Krieg zwischen den Nationen). Nicht in der Lage den doppelten (oder einfachen) Angriff zu verteidigen zogen sich die Oger über Reignfall nach Ka’Kelhar in das Burning Sanctum zurück.


Auf diese Weise bewies sich Ittero’s langjährige Prophezeiung mit jedem rasanten Sieg. Im Jahr 484 fiel Havensong, Rel-Cirin von den Archai wurde getötet nachdem er den Eingang des Frozen Sanctum von außen versiegelt hatte und der Ravaging Lord fand ein Mittel um den Magma Graben um das Burning Sanctum zu stoppen. Es sah so aus als ob der Sieg zum Greifen nah war.


Noch würden die Sonnen aus Ginavi’s Vision aufgehen und mit ihnen kam der Morgen, der die Revenant in totales Chaos stürzen würde. Diese sechs Sonnen von Terminus waren Krieger mit gottgleicher Macht mit physischer Kraft und arkanen Disziplinen, einer von jedem Pantheon der Sacred. Häufig WarWizards genannt wurden sie meist vereinfachend als High Mortals beschrieben von fast reinen übernatürlichen Fähigkeiten. Ich gestehe ihre Existenz ist heutzutage von einigen umstritten wegen ihrer fremden Herkunft und ihres entscheidenden Verdienstes. Ohne Warnung jeglicher Art griff dieser doppelte Schrecken die Revenant an, High Mortals mit grimmiger Präzision. Haethus-Krevgejl floh vor ihren Angreifern und wird seitdem nur mehr so selten gesehen dass sie als umgekommen vermutet wird. Seinem Namen gerecht werdend wütete Ossari vor Wildheit und schaffte es einen der WarWizards zu verwunden. Aber seine Macht konnte die unermüdlichen Helden nicht überwinden und er fiel tot auf jenen Boden von dem er Havensong gefegt hatte, ganz so als ob er sein eigenes Grab darauf vorbereitet hätte.


Der Ravaging Lord dagegen ließ sich nicht so leicht kontern. In einem Zug der den Sechs eine größere Kampfpause hätte bringen sollen, entschloss er sich den WarWizards nicht entgegenzutreten sondern seinen Griff um Reignfall zu lockern. Während seine beiden Armeen in Kingsreach und Whitethaw taumelten, zog er sich zum vulkanischen Mount Ka’Druhorr im Norden zurück. Jetzt komplett führungslos wurden die Revenant und ihre Alliierten von allen Kontinenten verjagt bis auf den Lord und seine Armee in der überfüllten vulkanischen Festung. In diesem Konflikt zeigte sich Avendyr, der junge Erbe von Amensol’s Thron, als furchtloser Führer an der Front. Im Jahre 485 führten er und Khazas die Armeen der Sechs und mit den sechs Sonnen von Terminus marschierten sie vereint gegen Ka’Druhorr mit der Absicht die Black Flame für immer auszulöschen.


Sogar in dieser sehr kurzen Zeit war die Macht und Verkommenheit des Ravaging Lords gewachsen. Zu spät wurde verstanden dass es ihn nicht interessierte wer überlebte, er ließ Flüsse aus geschmolzenem Erz über das zerklüftete Terrain des Ka’Druhorr fließen als die Armeen dieses betreten hatten. Die Streitkräfte der Sechs wurden geteilt und eingeschlossen, ein leichtes Ziel für die wartenden Revenant. Doch mit ihrer übernatürlichen Glut bewegten sich zwei WarWizards direkt auf den Ravaging Lord zu in dem Wissen sein Tod würde alle Bedrohungen beseitigen. Aber nach einem wilden Gemenge war einer tot während der zweite verzweifelt um sein Leben kämpfte.


Allein es waren nicht die beiden einzigen mächtigen Krieger, die an diesem Tag der Tage ankamen. Plötzlich bebte die Erde und eine Seite des Vulkans zerbarst mit Donner und Geröll. Aus dem Bruch folgte Rhy’Kafiros, ein Drache der Reignborn dessen Herrschaftsgebiet sich über den gesamten Kontinent erstreckte. Sich zwischen den Ravaging Lord und der Sonne niederlassend griff sie den Pillar Ka, der in der Mitte des Schlachtfelds stand und brüllte eine Erklärung. (Von diesen Pfeilern glaubt man sie sind das Zeichen der Reignborn Autorität auf jedem Kontinent, es gibt in jedem Königreich einen davon). Rhy’Kafiros spie dicke Flammen über beide Armeen ohne sich um deren Zugehörigkeit zu kümmern. Ihr Zorn war furchteinflößend, doch bevor sie einen der Krieger herausfordern konnte, machte der Ravaging Lord seinen finalen Zug. Mit jeder böswilligen Faser seiner Stärke pfählte er den Kopf der Bestie auf dem Pfeiler sogar als sie Feuerwogen losließ. Dieser Augenblick wurde nur übertroffen durch den nächsten, wofür ich meine Erzählung zurückstelle zugunsten eines tatsächlichen Zeugen, dem menschlichen Bannerträger Marthos Bosamir —


„Nach diesen Geschehnissen ertönte ein noch ohrenbetäubender Schrei, der die Fundamente des Planeten erschütterte und den kompletten Krieg an all seinen bestehenden Fronten zum Erliegen brachte. In dieser Stille waren die unermesslichen Schwingen eines weiteren Biestes zu hören wie sie die Wolkendecke Meilen über dem Schlachtfeld streiften. es war der Drachenkönig Rok’Nhilthamos. Wie ein Blitz durchstieß sein monströser Kopf die Wolken aus Sturm und Asche. Er zerdrückte den Ravaging Lord in seinem Maul aber vorsichtig genug um dessen abgetrennten Körper in die Luft zu schleudern um diesen dann mit einem Stoß von geschmolzenen Flammen einzuäschern.


Mit einem einzigen Spreizen seiner Flügel lüftete Rok’Nhilthamos den Schleier der Wolken. Seine Größe war unvergleichlich, allein seine Gestalt und Farbe waren majestätisch ohnegleichen. Ich kannte ihn als König der Bestien aber hier sah ich ihn. Seine Klauen gruben sich in die Bergspitzen und es war klar dass er weitermachen würde. Sogar als unsere Armeen versuchten zu fliehen machte der Drachenkönig einen riesigen Atemzug um alle Anwesenden niederzubrennen.


Allerdings gab es einen Knall und es donnerte im Himmel. Ein kleines Glitzern tauchte in Rok’Nhilthamos’ Augenwinkel auf – und der riesige Drache zögerte! Schneller als ein Augenzwinkern tauchte eine Kreatur auf wie ich sie zuvor noch nie gesehen habe, obwohl klein im Vergleich, hielt sie das Maul des Drachenkönigs geschlossen. Es kam ein Heulen aus einer Ecke des Schlachtfelds, aber ich konnte meine Augen nicht abwenden von diesem Anblick. Sich tausende Fuß weit zu erheben sprach sie:


‚Blut für Blut, König, es gibt keinen Verstoß.‘


Der Drachenkönig knurrte schallend als er gleichermaßen antwortete: „Blut für Gnade, Abgesandter. Doch in Zukunft wird es nur Blut geben.


Bei seinem Aufstieg hinter den Wolken verschwindend schwang Rok’Nhilthamos sich in den Himmel, einen Schatten werfend über die verstreuten Armeen bevor er für immer verschwand. Die Kreatur, die seinen Ärger gestoppt und uns alle gerettet hat, wurde niemals wieder erblickt.“


So endete der Götterkrieg.